Built in the heart of Bavaria


Wer zwischen den 60ern und den 80ern mit dem Gitarrespielen begonnen hat, der kennt vermutlich diesen Slogan – zumindest, wenn er beim ersten Übungsgerät mal durch das Schallloch gelinst hat. Neben Hoyer und Hopf war es vor allem die Marke Framus, die für viele den Einstieg in das Gitarrespielen ermöglicht hat. Und deren Akustikgitarren hatten eben jenen Slogan auf dem Aufkleber stehen, den man im Innern der Wanderklampfe erspähen konnte. Weiterhin konnte man dort die Modellbezeichnung sehen sowie das Namenskürzel des Qualitätsprüfers. Vermutlich war Hr. oder Fr. „Müller“ bei Framus ähnlich lange beschäftigt wie die legendäre señora Abigail Ybarra, die bei Fender die Tonabnehmerspulen gewickelt hat 🙂

built in the heart of bavaria

Ich besitze eine Framus Wanderklampfe, die ich vor Jahren in Darmstadt vom Sperrmüll retten konnte. Sie hat einige charmante Eigenarten, die vom „beherzten“ Design der 60er und 70er geprägt sind. Damit meine ich jetzt nicht Paisley, Psychedelic oder Prilblumen, sondern eher die Eigenschaften, die einer Produktionsweise entstammen, die sich an den amerikanischen Originalen nicht orientieren wollte oder konnte. Meine Framus hat daher z.B. einen geschraubten Hals, offene Mechaniken („oben liegende Lockenwickler“) aber andererseits einen gewölbten Boden. (Ein guter Überblick über die Framus-Geschichte findet sich auf den sehr sehenswerten Seiten von framus-vintage.de.)

Das kann man jetzt als uraltes Billigprodukt abtun. Man kann sich allerdings auch mal fragen, was denn die Urväter des Blues so in Händen hielten, als sie ihre zeitlosen Klassiker schufen. Der Umstand, dass sie mit ihren Instrumenten oft zu kämpfen hatten, hat sicher ebenso wie deren einfache Bauweise einen Sound geprägt, der auch 100 Jahre nach seiner Entstehung noch jede Menge Emotionen transportiert. Vieles was heute bereits von einem halbwegs ambitionierten Amateur bei einer Gitarre verlangt wird – Sustain, Stimmstabilität, voluminöser Klang, hochauflösende Saitentrennung etc. – haben Robert Johnson und Co. mit ihren Werkzeugen sicher selten erlebt.

Für E-Gitarren gibt es den weisen Rat: „if you want big tone – use small amps“. Für Akustikgitarren will ich das mal abwandeln: „auch kleine Klampfen können großes Kino“. Sie ermöglichen nämlich aus dem Stand einen einzigartigen, unbequemen, schwer zu bändigenden und gerade deshalb oft herausragenden Sound, der einem Nobelhobel mit Hifi-Sound schlicht nicht abzuringen ist.

Meine Framusgitarre ist im Soundtrack zum Poesie-Podcast bei Blue Bossa zu hören. Sie ist zunächst mal da hinein geraten, weil sie sich superbequem auf dem Sofa spielen lässt. Dort hatte ich die Gitarrenspur zunächst als Demo gedacht und wollte sie später mit einer edleren Gitarre noch mal „professionell“ einspielen. Dann habe ich aber festgestellt, dass diese Sperrmüllgrazie jede Menge Bossa-Feeling rüberbringt und durch den leicht kratzigen Sound einen guten Kontrast zu meinem eher braven Saxophon-Ton beisteuert. Ein Klick auf das Notensymbol startet den Song.

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